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Die drei Gleichen      

von Karsten Laske        (4+)

Begründung der Jury

AIS und CESES freuen sich: Sie sind genau gleich! Und weil sie das so schön finden, erzählen sie dem jungen Publikum auch gleich noch mal, wie sie sich kennen gelernt haben: Sie wollten beide am gleichen Ort Tomaten verkaufen und haben festgestellt, dass sie sich an Händen, Füßen, Haaren und Augen genau gleichen! Toll! Das war Grund genug, um zusammen genau die  gleichen Dinge zu tun.

Als sie das gerade ausprobieren, kommt MISTER B vorbei und bekommt sofort Lust mitzumachen, denn er ist auf der Suche nach einem Freund und stellt fest, dass er sehr gut zu den beiden passen würde. Nach kurzer Bedenkzeit  willigen sie ein, dass er  als Dritter die Gruppe der Gleichen ergänzen darf. Und da sie mit der Zeit herausfinden, dass es langweilig wird, immer genau das Gleiche zu tun, erlauben sie sich sogar ein paar  Variationen und beteuern dennoch ihre unverbrüchliche Freundschaft. Soweit – so gut.

Mitten in diese Freundschafts-Harmonie platzt ein „faszinierend-unbekannt-spektakulär sonderbares, nie zuvor gesehenes Wesen“: Das Zauberische Zong, und das ist kein bisschen gleich sondern komplett anders. Misstrauisch und mit größter Vorsicht wird es in Augenschein genommen. Vielleicht ist es gefährlich, anders, unheimlich, eine „fangfrische flaschenpostflunder“ oder gar „malaria“? Man weiß ja nichts über dieses Ding, „woher es kommt“, „auf welchem Weg“ und „wieso zu uns“???      

Dem aufgeklärten Leser kommen diese Warnungen äußerst bekannt vor!  Umso erleichterter kann er sein, als nach und nach erwogen wird, ob es sich bei dem Neuankömmling nicht ebenso gut um ein „Geschenk“ oder eine „Überraschung“ handeln kann.

Um auch den besonders misstrauischen CESES von dieser Möglichkeit zu überzeugen, beginnen AIS und MISTER B, den Neuling mittels ihrer Accessoires dem eigenen Bild anzugleichen: Sie staffieren ihn mit ihrem Kopfschmuck und Teilen ihrer Kostüme aus, wodurch allerdings ihre eigene Uniformität leidet und die Gleichheit verlorengeht. Aber der Spaß an der eigenen Individualität nimmt zu. Und obwohl das Wesen die geschenkten Dinge wieder abschüttelt und es selbst bleibt, kommen die drei Freunde zu der Einsicht, dass dieses Ding lustig ist und dass man es gern haben kann. „Also gut, soll es bleiben wie es ist, denn es ist wirklich schön, es tickt eben anders, hupt und pupt anders als wir, aber ich habe keine Angst mehr“ schlussfolgert MISTER B. Singend und tanzend werden so aus den ehemals DREI GLEICHEN vier unterschiedliche Freunde.

Der Text erscheint schon beim bloßen Lesen mittels seiner Sprachrhythmik wie ein flottes Musikstück, das einen automatisch zum Mitschwingen einlädt. So wird der Inhalt, die Aufforderung zum „Mitmachen“, optimal in künstlerische Form umgesetzt und die Mitspielaktionen fügen sich sinnvoll und organisch in die Entwicklung der Geschichte. Die clowneske Spielweise der Figuren tut ein Übriges, um alle Mitglieder der Jury unabhängig voneinander betonen zu lassen: Diesen Text zu inszenieren würde sicher großen Spaß machen!

Dem Autor ist hier ein Lehrstück zum Thema Integration für die Allerkleinsten gelungen, das diesen vielschichtigen Prozess ganz ohne Anstrengung anschaulich vorführt:  Sowohl die Freude am Gleichsein als auch die Angst vor dem Fremden werden sinnfällig. Am Ende siegt ganz praktisch die Einsicht in die Bereicherung, weil’s viel mehr Spaß macht, vielfältig zu sein als einfältig zu bleiben.

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