top of page

Bergkristall

von Christian Schönfelder (D)
(frei nach der gleichnamigen Novelle vom Adalbert Stifter)

Begründung der Jury

„Es ist einmal gegen mich bemerkt worden, dass ich nur das Kleine bilde, und dass meine Menschen stets gewöhnliche Menschen seien. Wenn das wahr ist, bin ich heute in der Lage, den Lesern ein noch Kleineres und Unbedeutendes anzubieten, nämlich allerlei Spielereien für junge Herzen. Es soll sogar in denselben nicht einmal Tugend und Sitte gepredigt werden, wie es gebräuchlich ist, sondern sie sollen nur durch das wirken, was sie sind.“ 
(Adalbert Stifter)

 

Die Bearbeitung von Stifters Novelle „Bergkristall“ durch den Autor und Dramaturgen Christian Schönfelder ist ein Beispiel dafür, dass Adaptionen bestehender Werke weit über das bloße Dramatisieren oder Bearbeiten hinausgehen können. Es können, im Glücksfall, eigenständige künstlerische Arbeiten von großer Bedeutung entstehen. Und dies ist hier der Fall. Romane und Erzählungen haben im Theater Hochkonjunktur, manchmal gelingt es, manchmal denkt man als Zuschauer „es gibt keinen Grund, diesen Stoff auf dem Theater zu zeigen“. Bei Schönfelders Bergkristall laufen vor dem inneren Auge schon beim ersten Lesen starke Theaterbilder ab.

Man will dieses Stück auf der Bühne sehen. 

Die Bearbeitung schafft darüber hinaus noch etwas, was Theater im besten Fall gelingt: dass eine 150 Jahre alte Geschichte uns mehr über unsere Gegenwart erzählt als jedes aktuelle Themenstück.  Frei von Aktualitätszwang und Zeitzeugenschaft ist Bergkristall ein Stück Theater über gegenwärtige, drängende Themen: die Unaufgeschlossenheit gegenüber Fremden, die Probleme woanders anzukommen, die Ablehnung gegenüber Zugezogenen und deren Auswirkungen und über die leise Gewissheit, dass es zwischen Himmel und Erde mehr gibt als das, was wir mit  bloßem Auge erkennen können.

Ein Theaterglücksfall für Publikum jeden Alters.

bottom of page